Ryder Cup 2010

Veröffentlicht auf von Fabian

Als wir in der 12. Klasse mal „Das große ran-Sportquiz“ spielten und ich aus dem Stehgreif wusste, welchen französischen Fußballer der deutsche Nationaltorhüter „Toni“ Schumacher im WM-Halbfinale 1982 per Kungfu-Attacke ausgeknockt hatte (Battiston hieß der Sportkamerad), war für die meisten in meinem Kurs klar: Der Fabian ist ein Sportfreak. Das stimmt nur fast. Es gibt durchaus Sportarten, mit denen auch ich nur wenig anfangen kann. Dazu gehören etwa jegliche Extremsportarten und alle Arten von Kampfsport. Golf dagegen hab ich zu Premiere-Zeiten immer ganz gerne zum Einschlafen guguckt – ähnlich erfolgversprechend sind übrigens nur Snooker und Damentennis.

 

In Newport wurde, wie ich ja bereits erwähnt habe, von Freitag bis Montag der Ryder Cup ausgetragen. Das ist in etwa so, als wenn man in Wanne-Eickel das Fußball-WM-Halbfinale stattfinden lassen würde. Newport hat zwar eine lange Golftradition, aber die haben die meisten Städte auf der Insel, darüber hinaus hat Newport leider nicht viel zu bieten. Außer dem schicken Golfresort natürlich.

 

Kurz zur Erläuterung für diejenigen, die keinen Privat-Caddie zu Hause haben: Der Ryder Cup ist eines der wichtigsten Golfturniere überhaupt. Alle zwei Jahre treten eine US-amerikanische und eine europäische Auswahl mit je zwölf Spielern gegeneinander an. Mit Martin Kaymer war dieses Jahr auch der aktuell beste deutsche Golfprofi am Start. Außerdem ein italienisches Brüderpaar namens Molinari… Namen gibt’s! :-)   Und auf amerikanischer Seite natürlich Tiger „Schniedel“ Woods.

 

CIMG0782.JPGDas Turnier findet seit 1923 immer abwechselnd in Europa (dort meist in Großbritannien) und in den USA statt. In UK ist Golf absoluter Volkssport, nicht ganz zu vergleichen mit Fußball oder Rugby, aber knapp dahinter. Hier versteht niemand, dass Golf in manch anderen europäischen Ländern den Ruf eines versnobbten Sports besitzt. Waliser treffen sich zu Golfturnieren im Pub und fiebern mit, wie man es aus Deutschland nur von Fußballländerspielen kennt. Umso erstaunlicher, dass der Ryder Cup in seiner 83-jährigen Geschichte zum ersten Mal in Wales stattfindet. Ganz Wales und insbesondere Cardiff und Newport sind dieses Wochenende total ausgerastet, erst Recht als der Tiger am Samstagabend durch Cardiff gestreift ist. Mein Lonely Planet aus dem Jahr 2007 (!) schreibt in seinem beileibe nicht ausführlichen Absatz über Newport: „The face of the city is changing almost daily (…) as the city gears up to host the Ryder Cup international golf tournament in 2010“. Das Turnier warf seine Schatten weit, weit voraus.

 

„Sportfreak“ Fabian hat es sich da natürlich nicht nehmen lassen, am Samstag in Newport ein bisschen Ryder Cup-Atmosphäre zu schnuppern. So richtig nahe ran an die Golfanlage, das Celtic Manor Resort (ein circa **********-Hotel!) kam ich angesichts von Tagespreisen, die etwa meiner Monatsmiete entsprechen, leider nicht. Also ging es zum Public-Golf-Viewing. Um den anderen Erasmus-Studenten die Sache schmackhaft zu machen, hab ich mir in Deutsch und Englisch den Mund fusselig geredet, um zumindest ein rudimentäres Golfverständnis herbeizuführen. Die meisten wissen jetzt, dass man Golf mit einem Schläger spielt, manche wissen auch, dass „Bunker“ ziemlich blöde sind und einige Verwegene können nun sogar mit dem Begriff „Birdie“ etwas anfangen. CIMG0778.JPG

Der Wettschein zum Glück!

 

 

Klar, dass hier jeder zu den Europäern gehalten hat. Nach dem ersten Tag, die USA führte bereits mit zwei Punkten Vorsprung, bin ich daher ins nächstbeste Newporter Wettbüro marschiert und habe mit den Worten „I’d like to bet on Europe!“ erstmal verlegene Gesichter geerntet, galten die Amerikaner doch als klare Favoriten. Das hat mich aber nicht daran gehindert, meine beinahe letzten sechs Pfund aus dem Monat September auf das Team Europe zu setzen, und siehe da: Gewonnen! Ha! Amerika besiegt, die walisischen Experten auch und das Wettbüro sowieso. Nur muss ich jetzt wieder nach Newport fahren, um meinen Gewinn abzuholen – der wohl für die Fahrt dorthin draufgehen wird. Aber das ist, wie sagt der Brite, „It’s worth it!“.

Veröffentlicht in Wales

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