Essen und Trinken in Wales

Veröffentlicht auf von Fabian

Über das britische Essen wird oft viel Schlechtes geschrieben und gesagt. Zeit, mal meine höchst subjektive Sicht der Dinge zu berichten. Vorweggenommenes Fazit: Die Küche auf der Insel ist vielfältiger als der gemeine Kontinentaleuropäer annimmt und besteht wider Erwarten nicht nur aus Fish & Chips. Aber zu großen Teilen. Ich werde versuchen Bilder sprechen zu lassen.

 

Der Klassiker: Fish & Chips. Gibt's hier an jeder Ecke für rund fünf Pfund (ist wie bei Döner, viel billiger ist verdächtig) und reicht in der Gesundheitsskala von fettig bis sehr fettig. Die, äh, Varianz ist  geschmacklich ebenfalls sehr groß. Bei Lebensmitteln im Supermarkt zeigt in Großbritannien immer die sogenannte Lebensmittelampel an, wie viel Zucker, Kalorien und Fette in einem Produkt stecken. Meisten reicht die Farbskala dort von grün (gut) bis gelb (mittel).  Fish & Chips aber wäre der scharlachrote Rächer unter den Lebensmittelampeln. Problem bei diesem Klassiker: Manchmal hat man richtig Lust darauf, aber danach schwört man sich dann, die Finger davon zu lassen. Hat bei mir schon dreimal nicht geklappt, siehe unten.

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Die Enttäuschung: Bier. Bier kann man überall  auf der Welt trinken? Sogar amerikanisches Wasser geht als Bier durch? In Kolumbien, Polen und Co. hat das immer gestimmt. Aber britisches Bier schmeckt einfach nicht, sorry. Ich hab mittlerweile alle gängigen Pubsorten durchprobiert und muss sagen: ein gutes war noch nicht darunter, ganz egal ob Lager, Ale, Bitter, oder was auch immer. Cider kann man auch nicht immer trinken. Was also tun? Gottseidank haben auch die Waliser erkannt, dass ihr einheimisches Bier nicht schmeckt und verkaufen daher in den Kneipen Marken wie Stella Artois (Belgien), Foster's (Australien), Heineken (Holland), Carlsberg (Dänemark) und irgendeinen mir unbekannten Beck's-Verschnitt (Bremen). Trinken kann man davon aber nur die drei erstgenannten, der Rest schmeckt auch nicht, und Heineken ist meist zu teuer. Fazit: Meine Wahl fällt immer auf eines der beiden ersten - je nach Preislage. Andere obskure Getränke wie Ginger-Beer, Banana-Bread-Beer und Mango-Beer sind zwar lustig, aber auch nicht trinkbar.

 

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Die Symbolik: Lauch. Zuerst hatte ich kurz gestutzt: Das walisische Nationalsympbol neben dem roten Drachen ist der Lauch. Ohho, das hat früher im Bürgerkrieg sicherlich ganz schön abschreckend auf die Gegner gewirkt. Wir sind die Waliser, Vorsicht, wenn ihr uns zu nahe kommt, dann hauen wir euch mit unseren grünen Waffen - den Lauchstangen! (So oder so muss sich das damals abgespielt haben, ganz sicher!). Naja, die Legende jedenfalls besagt, dass der Nationalheilige St. David den Briten am Vorabend der Schlacht gegen die Sachsen vor vielen vielen Jahrhunderten riet, sich doch Lauch an die Mützen zu stecken, um Freund und Feind unterscheiden zu können. Das wirkt noch heute nach und Waliser essen echt viel Lauch, am liebsten als Suppe. Offenbar ist das für Franzosen nicht so skurril wie für Deutsche, denn meine französischen Mitbewohnerinnen essen das etwas einmal die Woche.

 

Die Bestätigung: Breakfast. Ich weiß nicht, ob ich über das britische Frühstück noch viele Worte verlieren muss. Es ist einfach Geschmackssache. Ich persönlich, der einen süßen Start in den Tag vorzieht, kann bei english breakfast nur das Gesicht verziehen. Rührei und Speck schön und gut. Aber es will einfach nicht in meinen Kopf, dass man tatsächlich gerne gebackene Bohnen, Teigtaschen mit Zwiebeln, lasche Pommes und optisch sehr fragwürdige Würstchen zum Frühstück mögen kann. Praktischerweise gibt es vielerorts all-day breakfast, denn zum Beispiel in meiner Uni gibt es viele Gourmets, die zu jedem (!) Gericht Chips und baked beans bestellen.. Was das Frühstück nicht besser macht, ist die Erfindung von Marmite. Max, das schmeckt genauso wie Vegemite in Australien, also gar nicht. Es ist ein Extrakt aus Hefe und wird auf's Brot geschmiert. Man erwartet beim ersten Mal etwas süßes, wird aber bitter enttäuscht - niemals wieder habe ich etwas so widerliches in meinen Mund geführt. Die Riesenameisen in Kolumbien waren ein Genuss dagegen, ehrlich!

 

CIMG2788 - KopieDie Überraschung: Pies. Nun gut, zum Schluss will ich dann doch noch was (aus meiner Sicht) Positives aufzählen. In allen Variationen gibt es hier Pies, also kleine Kuchen, meist aus Blätterteig und gefüllt mit allerlei (walisisches allerlei = wechselnde Fleischsorten). Pies spielen hier eine große Rolle, so dass man sogar lustige Wortspiele mit ihren Verkaufsständen spielen kann - so etwa der "Pie minister" auf dem Cardiffer Käsefestival (Käse ist übrigens hier sehr zu empfehlen!). Zugegeben, bei Pies kann man auch in die Tonne greifen, zumindest wenn man acht Stück im Supermarkt für ein Pfund ersteht, aber im Pub oder Restaurant schmeckt das eigentlich immer gut - der Beweis erfolgt bildlich. Hier esse ich ein Pie gefüllt mit walisischem Black beef (sehr gut!), dazu mash potatoes (Kartoffelpüree), Chips (Pommes), mashed peas (zermatschte Erbsen) und gravy (Bratensoße). Das Ale auf dem Bild hat natürlich nicht so gut geschmeckt. Auch bei den Pies scheiden sich allerdings die Geister - Variationen wie mein Favorit (nicht) Cornish Pasty versauen den Ruf. Und Vegetarier, von denen es in meiner unmittelbaren Umgebung viel zu viele gibt, können mit der fleischlastigen Füllung auch selten etwas anfangen - sei's drum. Mir schmeckt's und das ist doch die Hauptsache. Der Saarländer würde sagen: "Hauptsach gudd' gess!". Und der Pfälzer ergänzt: "Jawollja!".

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O
<br /> Stella is super. Is zwar son bissel ein Chemie-Bier, aer schmeckt gut. Die werden übrigens soweit ich weiß alle auch in Wales gebraut.<br /> <br /> Du musst dir beim "Welsh Breakfast" (nennen sie es so?^^) ja net immer ALLES reinpfeifen, aber diese Würstchen mit Brown Sauce sind schon gut *g*<br /> <br /> <br />
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